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Samstag, 29. Oktober 2016

Hakan Nesser: Die Lebenden und Toten von Winsford

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Eigentlich Literatur von der Art, um welche ich lieber einen großen Bogen mache. Bereits die ersten paar Seiten deuten auf eine Geschichte á la "Mittfünfzigerin bricht aus ihrem tristen Leben aus und reißt sämtliche Brücken hiner sich ab" hin. Aber weit gefehlt!


Bereits nach etwa 10% des Buches (ich habe die eBook-Variante gelesen) zeichnet sich eine tiefere Story hinter dem ersten Eindruck ab. Ich witterte eine Kriminalgeschichte und las natürlich weiter. 
Besonders hervorheben möchte ich bereits hier den ausgesprochen fesselnden Schreibstil des Autors. Die Worte wirken natürlich und präzise gesetzt, dabei auf hohem Niveau!

Ich gebe ab hier vorsichtshalber Spoiler-Alarm! Die Geschichte setzt sich Stückchen für Stückchen zusammen und es macht viel Spaß, immer neue Elemente der Geschichte aufzudecken. Die Schilderung meines Lese-Erlebnisses macht jedoch den einen oder anderen Leak der Geschichte notwendig. Wer das Buch also noch selbst lesen möchte, sollte es sich einfach kaufen.


Die Protagonistin in dieser Geschichte heißt Maria Hollinek, gibt es sich jedoch aus besonderen Gründen als Maria Anderson aus. Sie bereist mit ihrem Hund die beschauliche Heidegegend Exmoor im Süden Groß-Britanniens. Sie mietet ein einsames Haus, wo sie als Schriftstellerin tätig, möglichst abgeschieden den Winter verbringen möchte. Sie erinnert sich zurück in resümiert ihr Leben, was den Anfangs beschriebenen ersten Eindruck zunächst verstärkt. Spätestens an dem Punkt, an welchem sie mit ihrem Ehemann auf dem Weg nach Taza, Marokko, an der polnischen Ostsee pausiert und am Strand einen einsamen Bunker entdeckt. Ihr Ehemann, ein Literaturprofessor, erinnert sich an ein Buch, welches er mal gelesen hat, und möchte den Bunker genauer in Augenschein nehmen.
Maria nutzt die Gunst der Stunde und wirft die schwere Bunkertür zu und verschließt sie. Daraufhin geht sie mit ihrem Hund von dannen, über Deutschland nach Groß-Britannien.
Auf äußerst nachvollziehbare Weise macht sich ihr schlechtes Gewissen bemerkbar, indem sie glaubt, verfolgt zu werden und nachts lebhafte Schatten in ihrem Schlafzimmer vermutet. Dennoch versucht sie den Schein zu wahren, versteckt sich zunächst erfolgreich vor sämtlichen Strafverfolgungsbehörden und beantwortet ihre und die E-Mails ihres Mannes, als wäre alles in Ordnung. 
Im örtlichen Pub lernt sie einen einheimischen Mann kennen, mit welchem sich (natürlich!) eine Liebesbeziehung etablieren möchte. Doch ihre Vergangenheit nagt schwer an ihr, und so möchte sie zunächst Großreine mit sich selbst machen, bevor sie sich erneut in eine Beziehung wirft.

Soweit soll es reichen. Es wäre definitiv zu viel, jedes noch so kleine Element dieser Geschichte zu resümieren. Auf den 464 Seiten versteht der Autor Hakan Nasser es, eine unwahrscheinlich komplexe und spannende Geschichte aufzubauen. Besonders die Beschreibungen der Heide und der rauhen Natur Exmoors, aber auch die schleichende Verzweifelung und Angst der Protagonistin werden auf eine hervorragende Art und Weise erzählt. 

Für mich war dieses Buch gerade für den beginnenden Herbst eine ganz besonderes Schmankerl, welches ich förmlich verschlungen habe. Eine klare Empfehlung von mir!

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